Von meinen Aufenthalten in Italien kehre ich meist sehr beseelt zurück.
Tage oder Wochen mit leckerem Essen, gutem Wein, frischen Produkten liegen dann hinter mir. Gutes Essen aus hochwertigen Zutaten ist in Italien viel selbstverständlicher.
Zurück in Deutschland gerät mir meist schon das erste mitgebrachte Rezept völlig anders – und oft enttäuschend. Es schmeckt ganz anders als in Italien. Sicher liegt das zum Teil an der anderen Umgebung, der fehlenden Sonne usw., aber es sind auch die Produkte, die einen Gutteil dazu beitragen. So verwendet meine Freundin in Rom eigentlich überhaupt keine Brühe oder ähnliches um „Geschmack“ ans Essen zu zaubern. Ganz ohne jede Verstärkung geraten ihre Gerichte lecker und Geschmacks intensiv. Natürlich liegt das auch daran, dass Sie eine sehr gute Köchin ist – und zudem die Zutaten sind einfach anders: Frisch und meist aus biologischem Anbau.
Die Esskultur in Italien und in Deutschland ist ganz grundsätzlich verschieden.
In diesem Jahr war ich fasziniert von den Zusammenschlüssen der Freunde meiner Freundin in „Einkaufsgruppen“ und habe gleich einen Anfang für solch ein Projekt bei mir zu Hause in Bremen gestartet.
Inzwischen wurden wir mit leckersten frischen Früchten aus Sardinien direkt beliefert, mit ungespritzten Südfrüchten, köstlichem Wein direkt vom Erzeuger, leckeren Käsesorten und Ölen.
„Die“ Deutschen haben eine andere Esskultur als „die“ Italiener.
Zwölf Monate im Jahr kann man im Supermarkt einheitlich große, rote Tomaten kaufen – und dann „schmecken sie nach nichts“, sagt Otto Geisel, Gastronom und Mitglied der Vereinigung Slow Food Deutschland.
Ein Auszug:
Das Sprechen über das Essen ist uns Deutschen ein bisschen fremd geworden. In Italien und Frankreich wird sehr viel mehr darüber gesprochen.
Wenn in Italien zwei Menschen auf der Straße zusammenstehen – seien es Frauen oder Männer – und sie diskutieren, als ginge es um ihr Leben. Dann fragen sie vielleicht: „Wo hast du den Fisch her“ oder „Was gibt es heute Mittag bei dir zu essen?“, „Welchen Wein habt ihr gestern zum Kalbsbraten getrunken?“ – dort ist das Thema viel lebendiger.
Die italienische Küche basiert auf einer Arme-Leute-Küche. Sie besteht aus ganz einfachen Regeln und Zutaten und ist trotzdem faszinierend und zeitgemäß.“
Nehmen wir das Beste aus beiden Küchen und zaubern leckere Gerichte 🙂
Es stimmt, die Gerichte schmecken in Deutschland immer ein wenig anders auch wenn die Köchin die selbe ist 😉
Das liegt einfach daran, dass die Zutaten anders schmecken. Bis Gemüse von wer-weiss-wo ankommt, hat es wer-weiss-wieviel Zeit in Kühlzellen verbracht und/oder ist halbreif geerntet worden. Oder die gleichen Sachen sind unter anderen klimatischen Verhältnissen und in verschiedenen Bodenbeschaffenheiten gewachsen. Den Unterschied merkt man dann im Geschmack. Aber auch das Fleisch ist anders.
Essen nimmt in Italien in der Tat einen viel höheren Stellenwert ein und es wird daher auch viel mehr darüber geredet. Ich finde das wunderbar. Und Kochen und in Gesellschaft Essen auch!
Es gab vor einiger Zeit einen netten Artikel im BZ-Blog darüber: Sie reden immer übers Essen
Was gibt es denn bei Euch Weihnachten zu Essen???
Ein wunderbarer Artikel!
Ein kleines Erlebnis möchte ich beitragen:
Im tiefsten Süden Italiens haben wir (italiano+tedesca) mal an einem Haus inmitten von Oliven gehalten und nach dem Weg gefragt. Ein sehr freundliches, älteres Paar bot sofort Hilfe an, machte eine Führung übers Grundstück, kochte Espresso und winkte lange hinterher..
Einige Tage später fuhren wir wieder da vorbei und hielten an, um Hallo zu sagen.
Wir wurden spontan zum Mittagessen eingeladen für 2 Stunden später.
Von dort aus sind wir sofort in einer der zahlreichen Pasticcerie gefahren und haben unter gefühlten 1000 aber realistischen 40 verschiedenen kleinen Süßigkeiten gewählt und ein Tablett voller Sünde und Versuchung zusammengestellt, um die Gastgeber zu erfreuen und unseren Dank auszudrücken.
Vorweg, währenddessen und nach dem Essen wurde viel über Fisch und Fangen, Öl, Wein, Käse und Ernte, Bewässerung und Lagerung und Geschmack gesprochen.
Das Essen an sich war spartanisch und wohlschmeckend.
Primo: Tortellini aus der Kühltheke zum Heiss machen, Sauce von Firma X aus dem Glas, Käse gerieben von Firma Y aus der Tüte.
Beim ersten Gang kann ich beschwören, dass der gute Geschmack am Ambiente, den lieben Leuten und dem anregenden Gespräch lag.
Secondo: Filets von der fangfrischen Orata mit Auberginensalat (aus dem Glas) in Öl und Gewürzen eingelegt.
Der zweite Gang war eine Offenbarung und wurde fast schweigend genossen.
Jeder war mit Fisch, Brot, Öl, Salat, Zitrone beschäftigt, ab und an ein freundlicher Halbsatz.
Dann gab es Käse aus der Vakuumverpackung.
Anschließend einen starken Espresso.
Im Gegensatz zu Deutschland aßen wir die mitgebrachten Dolce nach dem Espresso und tranken Wasser.
Ich streckte meinen winzigen Café über 2 sizilianische Canneloniröllchen mit Ricottacreme, 2 Baci aus fast cremigem Schokoladenteig und 3 Marzipantörtchen mit 3 verschiedenen Trockenfrüchten als Garnitur.
Inzwischen wurde auch wieder munter geschwatzt und es ging – um Weinlese und Weinpreise und Tips für Weingüter in der Nähe…
Fazit:
teilweise Pappgeschirr
Verpackungen auf dem Tisch
herumkrümeln völlig ok
und
totales Wohlfühlen, baumeln, Zeit vergeht wie im Fluge, warm ums Herz und es schmeckt anders. Alles. Es wird wohl die Prise italienische Gesellschaft fehlen, denn ich koche hier wie da, authentisch und bringe mir die Zutaten immer mit.
Und doch schmeckts nicht so wie unten, im tiefen Süden.
ja, das hast du gut beschrieben 🙂
selbst die ollen neon röhren in ristaurantes sind im süden charmant, aber versuch mal, bei uns im deutschland damit eine nette athmosphäre zu erzeugen 😉