Alles Kork!

150 Jahre Kork-Tradition auf Sardinien

Sardinien ist ein Weinland, das ganz besondere Tropfen bietet. Darunter Weine aus Vermentino– oder Cannonau-Trauben. Da trifft es sich gut, dass dort auch gleich der Flaschenverschluss wächst: Naturkork. Rund 90 Prozent der Korkeichen Italiens gedeihen auf der Insel, hauptsächlich im Norden. So sieht man bei Touren speziell durch diesen Teil Sardiniens immer wieder ausgedehnte Wälder mit Eichen, deren Stämme aus dem Grün geradezu hervorleuchten – fast so, als hätten sie rostrote Strümpfe angezogen. Der Grund für dieses Outfit: Nur der untere Teil der Bäume wird geschält und für die Korkherstellung genutzt. Seit mittlerweile rund 150 Jahren stellen die Sarden aus dem nachwachsenden Rohstoff die Stopfen her, die für ihre hervorragende Qualität berühmt sind. Das nennt man Erfahrung. Oder Tradition. Jedenfalls kennt sich im Stiefelland keiner so gut mit Korken aus wie die Bewohner der zweitgrößten Mittelmeerinsel.

Gut Ding braucht Weile

Die armen Bäume, sagen Sie? Sie werden ihrer schützenden Rinde beraubt? Das werden sie, in der Tat. Doch diese Prozedur schadet ihnen im Grunde nicht und lässt sie selbstverständlich auch nicht absterben. Denn Korkeichen gelten als die einzigen Bäume, deren Rinde am lebenden Stamm geschält werden kann. Wenn das schonend und regelmäßig zirka alle zehn Jahre geschieht, bildet der immergrüne Laubbaum eine stets massivere Korkmasse, zeigt sich dadurch sogar resistenter gegen Feuer sowie Schädlinge und bindet deutlich mehr klimaschädliches CO2 als andere Holzgewächse. Mehr noch: Die nachhaltige Nutzung der Korkeichen trägt dazu bei, eine Jahrhunderte alte Kulturlandschaft zu bewahren. Wer Kork verwendet, schützt gleichzeitig die Artenvielfalt. Denn Korkeichenwälder sind ein Biotop für seltene Pflanzen und Tiere.

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Leicht, elastisch & recycelbar

Viele Weinliebhaber schätzen ohnehin einen Wein, der mit einem Korken verschlossen ist. Sie lieben das berühmte Plopp beim Öffnen der Flasche. Sie mögen dieses Ritual, diese beinahe heilige Zeremonie. Silikon? Aber nicht doch! Aluminium? Nein, danke! Bei ihnen kommt nur ein Tropfen ins Glas, der mit einem Korken verschlossen ist, besonders, wenn es sich um einen Roten handelt. Nur so, sagen sie, kann er atmen, reifen, sich entwickeln. Nun hat Kork auch den Nachteil, dass er den Wein muffig, modrig, nach nassem, faulem Holz schmecken lassen kann. „Der Wein hat Kork“, heißt es dann erbost. Dieser Korkton – und die damit einhergehenden Verluste für Winzer – hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Stopfen aus anderen Materialien von Plastik über Glas bis hin zu Metall große Marktanteile erobert haben. Diese Tendenz hat sich auch auf die Korkproduktion in Sardinien ausgewirkt.sole_trennlinie

Korkgeschmack ganz ohne Kork

KorkDoch es gibt überraschende Erkenntnisse. Wissenschaftler haben festgestellt, dass auch Weine mit anderen Verschlüssen den vermeintlichen „Kork“-Geschmack aufweisen. Die Ursache für den Korkton nämlich ist unter anderem eine chemische Substanz namens Trichloranisol (TCA). Dieser Stoff kommt zwar hauptsächlich durch Korken in den Wein, kann aber auch andere Quellen haben! Fazit: Ein Korkschmecker kann durch Korken verursacht werden, muss es aber nicht!sole_trennlinie

Die beste Verschlusssache der Welt

Wer sich für die ganze Welt des Korks interessiert, ist im Museo del Sughero in Calangianus im Nordosten der Insel genau richtig, in der Region Gallura, der Hochburg der Korkeichen. Dort dreht sich natürlich alles um die wohl beste natürliche Verschlusssache der Welt! Detailliert wird in dem Museum – ein ehemaliges Franziskanerkloster aus dem 18. Jahrhundert – der Verarbeitungsprozess gezeigt: vom Schälen der Eichen (lat. Quercus suber) bis zum fertigen Stopfen. Dazu sind alte Maschinen und Werkzeuge zu sehen.

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Einheimische Küche kosten

Sie möchten das alles einmal direkt vor Ort erleben? Bitte sehr.

Eine Tour des kleinen, feinen Reiseveranstalters „Dem Wein auf der Spur“ – ein Spezialist für Wein- und Genussreisen – führt 2020 wieder nach Sardinien. Dort werden Sie neben so zauberhaften Orten wie Alghero oder unterschiedlichen Weinbauzonen auch ausgedehnte Korkeichenhaine hautnah erleben können. Und auch dem Kork-Museum in Calangianus stattet Thomas Köster, Chef des Unternehmens, mit seinen Gästen einen Besuch ab. Denn er selbst wird die Tour mit viel Know-how und jeder Menge Tipps begleiten: Koch- & Weinreise Sardinien

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EKorkbenfalls auf dem Programm steht ein Kochkurs mit Gianfranco Macarrone, Inhaber des Ristorantino Masiloghi. Gemeinsam mit der Gruppe bereitet er köstliche Gerichte der sardischen Küche zu. Sie können sicher sein, dass beim anschließenden Tafeln auch die ein oder andere Flasche Wein geöffnet wird. Natürlich aus Sardinien, stilecht mit einem Naturkorken aus heimischen Wäldern verschlossen. www.weinspuren.de